Eine Zeitreise 100 Jahre zurück
Die BLS feiert dieses Jahr das Jubiläum «100 Jahre Lötschbergbahn» mit diversen Aktivitäten entlang der Nord- und Südrampe. In Kandersteg fanden die Feierlichkeiten im Rahmen der jährlichen Belle-Epoque-Woche vom 20. bis 27. Januar statt.
Im Auftrag der BLS durfte ich als Fotograf die Einfahrt des nostalgischen Extrazuges knipsen. Ich war völlig überwältigt über die Anzahl der Zuschauer und vor allem über die vielen Reisegäste, die dank ihrer originellen Bekleidung dem ganzen erst den richtigen Touch verliehen. Es war beeindruckend, welchen Aufwand diese Leute betrieben, um möglichst stilecht wie Reisende vor 100 Jahren auszusehen. Sie wurden vom Altbundesrat Adolf Ogi, dem Gemeindepräsidenten von Kandersteg und vielen Einheimischen herzlich empfangen.
Mein Auftrag war es, die Ankunft der Reisenden möglichst realistisch einzufangen. Die Eindrücke sollten das Leben vor 100 Jahren widerspiegeln. Dies gestaltete sich gar nicht so einfach, denn bei der Ankunft brach eine regelrechte Hysterie unter den Zuschauern und Hobbyfotografen aus. So wurden die für die Ankommenden extra eingerichteten Absperrungen völlig ignoriert und es war unmöglich, freien Blick auf die Reisenden und Prominenten zu bekommen. So blieb mir leider nichts anderes übrig, als mich auch nach vorne zu drängen, um doch noch eine gutes Bild machen zu können.
Als ich in der zweiten Reihen stand und eine ältere Dame bat, die mit Pelzhut und Fotoapparat in völliger Aufregung knipste, sich doch nicht vor alle Kameras zu stellen und sich 2-3 Schritte nach hinten zu bewegen, sie mich aber auch nach mehrmaligen bitten ignorierte, zog ich sie am Rucksack in die hintere Reihe zurück. Dann passierte das Unglaubliche, Himmel, so hab ich wohl noch nie jemanden fluchen hören. Die knapp 1.5m grosse Frau beschimpfte mich gefühlte 5 Minuten aufs Äusserste. Da ich auf das Gelingen meiner Bilder angewiesen war, ignorierte ich die Frau und schoss meine Bilder. In all meine Einsätzen als Sportfotograf habe ich noch nie eine solche Aggression an einem Fotospot erlebt. Eigentlich schade für die schöne Stimmung an der Belle-Epoque-Woche.
Nach der Ankunft der Gäste machte ich noch einige Bilder mit ausgewählten Models ihn ihren sehr aufwendigen Kleidern. Man spürte richtig, wie stolz sie waren und es machte richtig Spass, mit ihnen zu arbeiten.
Als Abschluss spazierte ich durchs Dorf und machte einige Stimmungsbilder von den Hausfassaden und den umgebauten Gaststuben, die auch völlig in die Epoche wie vor 100 Jahren eingetaucht waren.
Es war für mich ein spannender Tag mit vielen guten Begegnungen und ich habe auch viel gelernt. Eines davon ist: Unterschätze nie einen fanatischen Fan, auch wenn er zwei Köpfe kleiner ist:-)