IPC Paralympics Athletics World Championships in Doha

21. Oktober - 31. Oktober 2015 (Doha Qatar)

Bereits zum zweiten Mal begleite ich das Swiss Paralympic Team an einen internationalen Grossanlass. Dieses Mal ging die Reise für 10 Tage nach Doha (Qatar).

Die Reise begann mit einer Wortschlacht am Check-In in Zürich. Nachdem ich meinen Koffer locker aufs Rollband gelegt hatte, wollte die Dame noch mein Handgepäck wiegen. Ich stellte zuerst meinen Rucksack auf die Waage. Hoppla! 16kg anstatt 7kg. Sie sagte freundlich, jedoch bestimmt: „Tut mir leid, das geht unmöglich“. Da wusste sie noch nicht mal, dass ich noch einen Rollkoffer mit 10kg als zweites Handgepäck mitnehmen wollte, also musste ich mir was einfallen lassen. Ich drohte damit, dass ich das Gepäck also normal aufgeben werde, sie aber in die Verantwortung nehmen werde, wenn etwas kaputt oder verloren geht. Da holte sie ihre Vorgesetzte und das Spiel begann von vorne. Ich erklärte ihr meine Lage und nach einigen Diskussionen willigte sie ein, mein Rollkoffer mitzunehmen. Als das durch war, zeigte ich ihr noch den Rucksack. Jetzt winkte sie ab und sagte „Unmöglich“! Also das ganze Spielchen nochmals von vorne. Ich drohte, ihrer Fluggesellschaft zu schreiben und sie verantwortlich zu machen, wenn was schief geht. Jedoch liess sie sich dadurch nicht verunsichern. Was jetzt? Ich entschied mich für die Mitleidstour. Ich fragte sie niedergeschlagen und höflich, was ich denn machen soll? Ich müsse doch dort hin und ohne Fotoausrüstung geht das nicht. Das half! Ich musste ihr versprechen, dass ich für den Rückflug eine andere Möglichkeit finden würde, dann würde sie mich ausnahmsweise durchlassen. Geschafft! Die Reise kann beginnen.

In Doha um 22 Uhr angekommen, wehte uns beim Verlassen des Flughafens ein heisser Wind ins Gesicht. Nach einer 30-minütigen Taxifahrt erreichten wir endlich das Hotel. Wir, das waren Kevin Oeler und ich. Kevin war das erste Mal als VJ und Journalist mit dabei. Wir teilten uns hier für die nächsten 10 Tage ein Hotelzimmer. Das Zimmer sollte ein Zweibett-Doppelzimmer sein. Wir staunten nicht schlecht, als wir die Türe öffneten und wir nur ein Doppelbett und ein Notbett in Form eines Klappbettes daneben sahen. Unser Delegationsleiter machte auf dem Absatz kehrt und ging sofort zur Reception um dies zu klären. Leider ohne Erfolg. Ausgebucht! Vielleicht morgen.
Kevin opferte sich dann für das Klappbett, und so konnten wie endlich schlafen gehen.

Am nächsten Tag spürten wir dann schon früh, was uns die nächsten Tage beschäftigen wird. Hitze, furchtlose Kamikaze-Autofahrer und ständiger Stau. Dazu kam noch, dass mit den Qatari nicht zu verhandeln ist. Nein heisst nein! Eigentlich ganz simpel aber sehr mühsam für uns.

Am Abend vom 21. November wurde dann die Weltmeisterschaft mit einer eindrücklichen Show eröffnet. In einem wunderschönen Amphitheater zeigte der Veranstalter während einer Stunde ein sehr unterhaltsames Programm. Am meisten beeindruckt hat mich ein kleiner Junge ohne Beine und Rumpf, der auf einen Skateboard auf die Bühne rollte. Als er dann etwas in der Landessprache erzählte, strahlte er förmlich und berührte damit alle Besucher. Mit einem pompösen Feuerwerk endete dann die Show und die Weltmeisterschaft war eröffnet.

Kleiner Junge
Kleiner Junge

Show-eroeffnung

Die nächsten 10 Tage liefen eigentlich immer gleich ab.
An 4 von 10 Wettkampftagen gab es eine Morgen- und Nachmittagssession. Die Morgensession war von den Temperaturen her sehr extrem für die Sportler und natürlich auch für die Fotografen. Temperaturen um 35 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit setzten uns extrem zu. Nachmittags ging die Sonne glücklicherweise schon um 17 Uhr unter, sodass die Abendsession meist angenehmer und ein wenig kühler war. Ausser an einem Tag, da war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass jedesmal beim Verlassen eines Gebäudes meine Brille und alle Objektive für ein paar Minuten beschlagen waren. Alles war nass und klebrig zugleich.
Trotzdem machte es unglaublich viel Spass und mir gelangen, so finde ich, einige tolle Action-Shots! Ingesamt machte ich, teilweise mit Unterstützung von Kevin, damit wir bei kurzen Rennen trotzdem unterschiedliche Perspektiven aufnehmen konnten, ca 35’000 Bilder in diesen 10 Tagen.

Nach den Rennen hiess es dann immer schnell ins Mediencenter, Bilder herunterladen, die besten aussuchen und auf den Server laden, damit die Schweizer Medien schnellstmöglich Text, Video und Bildmaterial zur Verfügung hatten. Es war immer sehr stressig und anspruchsvoll, aus jeweils 3500 Bildern pro Tag, die besten sorgfältig auszuwählen.
An den Tagen an denen „nur“ Nachmittagssession waren, blieb am Morgen jeweils Zeit, im Hotelzimmer nochmals über die Bilder zu schauen und eine erweiterte Auswahl zu erstellen.
Leider wollte mein Computer teilweise nicht so wie ich wollte. Mein Workflow sah so aus: Auswahl erstellen, Ausschnitte wählen, Beschreibungen und Tags setzen Für das nutze ich Photo Mechanic 5. Die definitive Bildbearbeitung und das Hochladen zum Server, machte ich dann in Lightroom. Leider streikte mein Lightroom ständig und wurde unsäglich langsam, so dass ich nach jeder grösseren Aktion das Programm neu starten musste. Irgendwas mit der Kommunikation zwischen Photo Mechanic und Lightroom klemmt. Grrrrr…..
Der Workflow als solches, hat sich aber sehr bewährt und ich war sehr schnell und effizient damit.

Was ich in diesen 10 Tagen gelernt habe, ist, dass Sportfotografie ein hohes Mass an Verständnis für die Sportart und eine persönliche Fitness bedingt. Mann muss Situationen vorhersehen können, Rennsituationen beurteilen und sich nicht zu schade sein, um sich im Dreck zu wälzen.
Mit all diesen Erkenntnissen, viel Fleiss und Schweiss sind mir aus meiner Sicht ein paar tolle Bilder gelungen.

Marcel_Hug_Silverbullet

Beat_Boesch_2

catherine_debrunner

An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Swiss Paralympic, die mir diese Chance geboten haben, an diesem tollen Event dabei sein zu dürfen. Ein weiterer Dank an Kevin, der mich an diesen 10 Tagen mit meiner Nörgelei ertragen hat und nicht zuletzt an Roger Getztmann mit seinem Team, die immer für eine gute Stimmung und eine perfekte Betreuung des Teams sorgten.
Der grösste Dank jedoch gilt den Athletinnen und Athleten. Sie haben tolles vollbracht und gezeigt, dass sie internationales Format haben und untereinander ein fantastisches Team sind.

team_doha